Wölfe

Allgemeines

Der Wolf (Canis lupus) wird den Raubieren zugeordnet und gehört zur Familie der Hunde. Diese Verwandtschaft lässt sich auch an seinem Äußeren erkennen. Der Wolf ähnelt dem deutschen Schäferhund, ist aber meist um einiges größer. Die Fellfärbung kann beim Wolf sehr unterschiedlich ausfallen. Von weiß über braun, grau bis schwarz sind sämtliche Farbschattierungen vertreten. Auch der Wechsel von Sommer- zu Winterfell verleiht den Wölfen je nach Jahreszeit ein wechselndes Erscheinungsbild. Im Winter wirken die Tiere sehr kräftig, haben langes, dichtes Fell und verkörpern eher das gängige Bild des Wolfes. Im Sommer wirken die Tiere durch das dünnere Fell nahezu schlaksig. Die Beine und Ohren erscheinen länger, der Schwanz (die Rute) ist weniger buschig. Die Größe und das Gewicht der Tiere schwanken je nach Region sehr stark. Die Maße reichen von einer Schulterhöhe von 70-90 cm, einer Länge von 100-140 cm und einem Gewicht von 30-50 kg. Die Wölfe im gemäßigten Mitteleuropa weisen überwiegend eine graue Fellfarbe auf und sind mit einem Gewicht von 30-38 kg von mittlerer Statur. Im Durchschnitt sind die weiblichen Tiere 15-20 % kleiner und leichter als die Rüden. Die buschige Rute entspricht ca. ein Drittel der Kopf-Rumpf-Länge.

Auf der Suche nach Nahrung läuft ein Wolf bis zu 20 km pro Nacht. Sein Körperbau ist perfekt auf dieses Laufverhalten abgestimmt. Die langen Beine, der kräftige Hals und der schlanke Bauch ermöglichen es ihm auch weite Strecken ohne Probleme zurück zu legen. Im geschnürten Trab bewegt der Wolf sich besonders energiesparend fort. Dabei setzt er die Hinterpfoten genau in die Abdrücke der Vorderpfoten. Die entstehenden Doppelabdrücke liegen wie auf einer Linie ca. einen halben Meter auseinander.

Abgrenzung zum Haushund

Die Unterschiede zwischen Wolf und Hund schwanken je nach Hunderasse sehr stark. Einige Hunderassen wie der Jack Russel oder der Labrador unterscheiden sich anhand ihres Äußeren ganz offensichtlich von ihrem wilden Verwandten. Bei anderen Hunderassen wie dem Tschechoslowakischem Wolfshund oder dem Deutschen Schäferhund haben selbst Wolfsexperten ihre Schwierigkeiten eine eindeutige Identifizierung durchzuführen.

weidezaun.info informiert: Wolfsschutz weidezaun.info informiert: Wolfsschutz
SchäferhundHusky

Im Vergleich zu den meisten Haushunden besitzt der Wolf einen größeren, breiteren Kopf. Die Unterseite des Fangs ist bis zur Kehle meist heller gefärbt. Das Gesicht weist mehr Kontraste auf, besitzt allerdings im Gegensatz zum Sibirischen Husky keine Maske. Die Rute des Wolfs wird gesenkt oder waagerecht gehalten, niemals ist sie nach oben gerichtet. Charakteristisch sind auch die hellen, durchdringenden Augen des Wolfes.

Hinweise auf ein Wolfsvorkommen können auch auffällige Fährten auslösen. Wölfe bewegen sich über weite Strecken im geschnürten Trab fort und hinterlassen dabei eine typische Spur. Hunde weisen diese Gangart, wenn überhaupt, nur im Schnee oder lockerem Sand über kurze Strecken auf. Um eine Spur im geschnürten Trab zuzuordnen, sollte diese deswegen über weitere Strecken untersucht werden. Die Hinterpfoten werden beim geschnürten Trab genau in die Abdrücke der Vorderpfoten gesetzt, sodass es zur Bildung von Doppelabdrücken kommt. Diese Doppelabdrücke liegen auf einer Linie und weisen einen jeweiligen Abstand von ca. einem halben Meter auf. Die einzelnen Pfotenabdrücke sind länglich-oval, mind. 8 cm lang und zeigen deutlich 4 Zehenballen und einen Hauptballen, zusätzlich sind meistens noch die Krallen zu erkennen.

Pfotenabdruck geschnürter Trab

Auch die Art wie Hunde und Wölfe Ihre Beute erlegen unterscheidet sich. Mit einem schnellen, gezielten Biss in die Kehle (Drosselbiss) töten Wölfe ihre Beute. Um größere Tiere zu Boden zu reißen, werden diese mitunter noch an der Flanke oder Keule gebissen. Hunde hingegen beißen sehr wahllos auf ihre Beute ein, sodass die erlegten Tiere in der Regel zahlreiche Bissverletzungen am ganzen Körper aufweisen.

In der Losung eines Wolfes lassen sich noch einzelne Bestandteile wie Haare, Knochenstücke, teilweise auch Zähne und Hufe der letzten Beute erkennen. Um ihr Territorium zu markieren, setzen die Wölfe ihre Losung mitten auf Wegen, Kreuzungen, oder Schneisen. Hunde erleichtern sich hingegen eher abseits der Wege. Form und Größe des Wolfkotes unterscheidet sich ansonsten nicht auffällig vom Hundekot.

ollte sich nach Überprüfen dieser Merkmale der Verdacht eines Wolfes verhärten, wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde. Wolfsmonitoring-Experten werden dann weitere Untersuchungen einleiten!

Sozialverhalten und Vermehrung

Wölfe sind sehr soziale Tiere und leben im Familienverband, dem Rudel. Einzeln auftretende Tiere sind meist Jungtiere auf der Suche nach einem Partner zur Gründung eines eigenen Rudels. Ein Rudel besteht in der Regel aus den Elterntieren und den Wolfskindern der letzten 2 Jahre bis zu deren Geschlechtsreife. Sollte zusätzliche Unterstützung zur Jungenaufzucht oder Jagd benötigt werden, treten in manchen Rudeln auch weitere Verwandte dem Rudel bei. In der Hierarchie stehen die Elterntiere an oberster Stelle, gefolgt von den Jungen der vergangenen zwei Jahre. Die Welpen werden dieser Hierarchie nicht zugeordnet und genießen den nicht ohne Grund so genannten Welpenschutz.

Die Verständigung findet bei den Tieren auf unterschiedlichste Art und Weise statt. Neben verschiedenen Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen und Lauten wie Knurren, Heulen oder Winseln dient vor allem der Geruch der Kommunikation. Über körpereigene Duftsekrete und Losungen informieren die Wölfe ihre Artgenossen unter anderen über Territorialgrenzen und Paarungsbereitschaft.

Die Wolfsfähe (weiblicher Wolf) ist in der Zeit von Ende Dezember bis April paarungsbereit. Nach einer Tragzeit von ca. 63 Tagen kommt es dann zur Geburt von 4-7 Welpen in einer extra dafür hergerichteten Wurfhöhle. Die jungen Wölfe sind zunächst blind und taub, weisen allerdings schon ein feines dunkles Fell auf. Ab der 3. Woche verlassen die Welpen die Höhle und beginnen ihre Umwelt zu entdecken. Bis zur 9ten Woche werden die Welpen noch gesäugt, dann lösen sie sich langsam von ihrer Mutter. Mit ca. 22 Monaten sind die Jungtiere geschlechtsreif und suchen sich ein eigenes Territorium. Auf der Suche nach dem eigenen Territorium kann es vorkommen, dass die Jungtiere mehr als 2.000 km zurücklegen. Wild lebende Wölfe haben eine Lebenserwartung von 10-13 Jahren, wobei viele Tiere schon in den ersten 2 Jahren sterben. In Gefangenschaft erreichen sie bis zu 17 Lebensjahre.

Ernährung

Wölfe ernähren sich überwiegend von mittelgroßen, pflanzenfressenden Säugetieren, die sich in dem jeweiligen Verbreitungsgebiet vermehrt vorfinden. In Mitteleuropa erbeuten die Wölfe überwiegend Schalenwild wie Rothirsche, Rehe oder Wildschweine. In Nordeuropa stehen vor allem Rentiere und Elche auf dem Speiseplan. In Südeuropa dringen die Tiere immer häufiger auch in besiedelte Gebiete und ernähren sich von Abfall und Nutztieren. Je nach Angebot fressen sie auch kleine Tiere wie Kaninchen, Mäuse oder Vögel, Aas und Früchte. Pro Tag braucht ein Wolf ca. 4 kg verwertbares Fleisch. Das entspricht ungefähr einem Reh alle vier Tage.

Lebensraum und Verbreitung

Wölfe sind sehr anpassungsfähige Tiere. Sie können sowohl in den Wäldern der gemäßigten Breiten als auch in den Wüstengegenden Mexikos leben. Die menschenleeren Gegenden der nordischen Tundra stellen für sie ebenso Lebensräume dar wie die dicht besiedelten Gebiete der Iberischen Halbinsel. Grundvoraussetzung für das Ansiedeln von Wölfen ist das Vorhandensein von ausreichend Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten.

Jedes Wolfsrudel besiedelt dabei ein eigenes Territorium und verteidigt dieses gegen fremde Wölfe. Je nach Nahrungsangebot weisen die Territorien Größen von 150-350km² auf. Umso mehr Beutetiere zur Verfügung stehen, desto kleinere Territorien reichen aus, um das ganze Rudel mit Nahrung zu versorgen.

Ursprünglich war der Wolf auf der ganzen Nordhalbkugel weit verbreitet. Die zunehmende Lebensraumzerstörung und rücksichtslosen Verfolgungen führten leider dazu, dass der Wolf in vielen Gegenden ausgerottet wurde.

Während der Wolf in Teilen Südeuropas und Osteuropas wie der Iberischen Halbinsel, Italien, Griechenland, Rumänien, Russland, Ukraine, Polen überlebt hat, ist er in anderen Teilen Europas seit Mitte des 19ten Jahrhunderts ausgestorben. Nach zahlreichen Naturschutzbemühungen kommt es allmählich wieder zur Ausbreitung des Wolfes in der Tschechischen Republik, Südskandinavien, den französischen Alpen, der Schweiz, Österreich und Deutschland!

Bestandsgröße und Rechtsstatus des Wolfes

Seit den 80er Jahren haben gesetzliche Schutzbestimmungen dazu geführt, dass sich der Wolfsbestand langsam wieder in Europa erholen konnte. Von den ca. 20.000 in Europa lebenden Wölfen, machen ungefähr 80 Tiere den Teil in der Region Deutschland-Westpolen aus.

Aufgrund der geringen Anzahl an fortpflanzungsfähigen Wolfspaaren ist diese Population immer noch akut vor dem Aussterben bedroht. Durch verschiedene internationale, europäische und deutsche Gesetze und Naturschutzabkommen wird der Wolf deshalb geschützt.

Ausgehend vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Anhang II) gelten in Europa strenge Einfuhr-, Ausfuhr- und Vermarktungsverbote. Gemäß der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie92/43/EWG, Anhang II, IV, V, welche sich von der Berner Konvention ableitet, sind für den Wolf besondere Schutzgebiete auszuweisen. Die deutschen Behörden sind zudem verpflichtet, regelmäßig Bericht über die jeweiligen Schutzmaßnahmen und den Erhaltungszustand der Lebensräume und wildlebenden Wölfe zu erstatten.

Auf Bundes-und Länderebene ist der Wolf durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders streng geschützt. Gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist es verboten, Wölfen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Des Weiteren ist es verboten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten des Wolfes zu beschädigen oder zu zerstören (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG). Besonders in der Zeit der Fortpflanzung und während der Jungenaufzucht sind erhebliche Störungen verboten(§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG). Die Erteilungen von Ausnahmen und Befreiungen von Verboten des Bundesnaturschutzgesetzes dürfen nur die Regierungen als höhere Naturschutzbehörde durchführen. In Ausnahmesituationen, wie der direkten Gefährdung eines Menschen, kann eine Genehmigung zum Fang oder zur Tötung eines Wolfes erteilt werden.

Als einziges Bundesland gilt der Wolf in Sachsen als jagdbare Tierart und unterliegt hier zusätzlich dem Jagdrecht.